Messenger unter Android

Aus Privatsphäre.at
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Die Sofort-Nachrichten-Dienste Facebook und WhatsApp sind nicht nur seit einigen Jahren unter einer Konzern-Herrschaft (Facebook) vereint, sondern beide Messenger-Apps stehen aus sicherheits-technischen Gründen wie auch durch ständige Privatsphäre-Verletzungen laufend in der einschlägigen Fachpresse unter Kritik. Scheint aber offenbar nur wenige Anwender zu interessieren.

App versus mobiles Web

Eine eigens installierte App hat immer wesentlich mehr Zugriffsrechte auf einem Smartphone/Tablet, als eine Webseite bzw. die Browser-App (z.B. Auslesen von gespeicherten Kontakten). Zeitungsverlage beispielsweise bieten meist ihre eigene App an, um Nachrichten zu lesen, wobei diese Tätigkeit auch über den Webbrowser in identer Form möglich ist (mobile Webseiten).
Wozu also dafür eine App installieren, denn ein vertrauensvoller Browser gibt KEINE gespeicherten Daten weiter, da ihm die Rechte dazu fehlen.

Facebook verfährt genau so.
Dabei ist gerade für Facebook eine eigene Messenger-/Chat-App gar nicht erforderlich, da man sich auch hier über den Webbrowser bei Facebook anmelden, alle Beiträge lesen, selbst welche verfassen, diese teilen, auf Gefällt-mir klicken, Kommentare schreiben und Bilder hochladen kann.
Zusätzlicher Vorteil: Man wird nicht durch akustische Signale bei neuen Nachrichten genervt und schaut nur dann hinein, wann man eben möchte.

Probieren Sie das mobile Facebook hier gleich einmal aus: → https://m.Facebook.com ("m" für "mobile" Version)

Mein Messenger will meine Telefonnummer?

Schon klar: "Wir benötigen diese, um Ihnen einen Sicherheits-Code zuzusenden, um Missbrauch vorzubeugen ... und und ...".

Messenger-/Chat-Apps, die zur Erst-Anmeldung bereits eine Telefonnummer von Ihnen benötigen, um einen "Bestätigungscode" zu senden oder unter sonstigen ("Sicherheits-") Vorwänden, sollten tunlichst gemieden werden! Darunter fallen bspw. Signal, Telegram, WhatsApp ...

Vertrauensvolle Messenger-/Chat-Apps lassen sich auch ohne Telefonnummer installieren. Vertrauen Sie nur solchen Apps!

"All meine Freunde haben aber WhatsApp!"

Wenn Sie nun einwenden, dass doch all Ihre Freunde bei WhatsApp sind, dann liegt es maßgeblich an Ihnen, Ihre Freunde zumindest zu einer zusätzlichen Installation von z.B. Threema oder Conversations zu animieren. Unterhalten Sie sich danach immer wieder und vermehrt darüber und nehmen Sie über WhatsApp nur mehr an Gruppen-Diskussionen teil. So kann ein Umstieg auf eine gesicherte Umgebung über einen gewissen Zeitraum durchaus leicht gelingen.

Es gibt keinerlei Notwendigkeit, nur EINE Messenger-App (eben meist WhatsApp) installiert zu haben. Entscheiden Sie sich zusätzlich z.B. für eine de-zentrale Lösung (siehe unten)!

WhatsApp & Co und die ungefragte Datenweitergabe

Wir alle - und daher ganz sicher auch Sie - wissen bereits seit Langem, dass z.B. WhatsApp (aber auch andere Apps) ohne explizite Zustimmung des Nutzers ungefragt Daten auf deren Server speichert.
Haben Sie sich schon einmal über diese Fragen Gedanken gemacht?

  • Habe ich meine Kontakte gefragt, ob sie mit dieser Art der Datenweitergabe durch mich einverstanden sind?
  • Könnte einer meiner Kontakte vielleicht sogar eine Geheimnummer (geheime Zweitnummer) haben?
  • Mache ich mich unter Umständen strafbar, wenn ich anderer Leute Daten so einfach weitergebe?

Wenn Sie Ihr Smartphone/Tablet auch beruflich nutzen, sollten Sie von der Installation von datenschutz-rechtlich bedenklichen Apps dringend Abstand nehmen oder dafür ein zweites Gerät verwenden.

Zentral versus dezentral (verteilt)

Zentrales Netzwerk
Dezentrales Netzwerk

Zentrales Netzwerk

Facebook und WhatsApp, um einmal bei den bekanntesten zu bleiben, sind klassische zentrale Anwendungen. Die "ganze Welt" verbindet sich hierbei zu Servern, die nur einem Anbieter (meist Konzern) gehören. Alle Daten laufen daher bei diesem einen Anbieter zusammen. Er hat die Hoheit darüber zu entscheiden, was mit den Daten geschieht, wie er sie verwendet. Alle anderen können nur zusehen und vertrauen - oder eben nicht dabei mitmachen!

Es ist so, als würde es nur mehr einen Anbieter für unser tägliches Brot geben und wir müssten daher essen, was dieser eine Hersteller produziert. Das wäre eine sehr gefährliche Entwicklung. In sicherheits-technischer Hinsicht werden heute zentrale Systeme mehr und mehr abgelehnt und das Augenmerk eher auf de-zentrale Systeme gerichtet.

Dezentrales (verteiltes) Netzwerk

Jetzt stellen Sie sich umgekehrt einmal vor, jeder von uns könnte - technische Kenntnisse natürlich vorausgesetzt - einen eigenen Facebook- oder WhatsApp-Server bei sich zu Hause oder bei einer Hostingfirma betreiben. Jeder Mensch, der sich für solche dezentralen Dienste anmelden möchte, kann frei bestimmen, welchen der vielen angebotenen Server er gerne dafür verwenden möchte und welchem davon er ganz besonders vertraut.
Und wir hätten dennoch alle die selbe Facebook- oder WhatsApp-Oberfläche zur Verfügung und könnten dennoch mit allen Menschen ("Freunden") auf anderen Servern wie gewohnt kommunizieren.

Der große Unterschied: Niemand von allen Betreibern hat einen kompletten Datenbestand aller Teilnehmer, sondern jeder eben nur einen sehr kleinen Teil.

Es gibt heute bereits verteilte Plattformen im Bereich Soziale Medien (z.B.: Diaspora, Mastodon) wie auch für Messenger-/Chat-Dienste (siehe unten).
Übrigens: E-Mail ist ebenfalls ein verteiltes System, Sie können sich Ihren Anbieter frei wählen und können dennoch mit der "ganzen Welt" kommunizieren.

Alternative Messenger-Apps (zentral)

Die Reihenfolge entspricht unserer Installations-Empfehlung.

  • Threema
    Threema
    Schweizer Software mit sicherer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, wobei der geheime Schlüssel nur auf Ihrem mobilen Gerät existiert (nicht beim Anbieter). Threema braucht bei der erstmaligen Einrichtung Ihre Telefonnummer nicht und macht auf Wunsch auch keinerlei Abgleich mit Ihren lokal bereits gespeicherten Kontakten. Threema ist kostenpflichtig, daher eher anzuraten, als (scheinbar) kostenlose Systeme. Einziger Wermutstropfen: Threema ist (noch) nicht Open Source; Vertrauen ist angesagt (und dzt. unsererseits auch gegeben).
    Download über Google Play.

Weiters für Unternehmen:

  • Threema Work
    Threema für Unternehmen. Threema Work ist eine kostengünstige und einfache Möglichkeit, die mobile Kommunikation mit den Mitarbeitenden, Partnern und Kunden sicher und datenschutzkonform zu gestalten. Zudem gibt es die Möglichkeit, App-Einstellungen firmenweit einheitlich zu gestalten.
    Download über Google Play.

Alternative Messenger-Apps (dezentral)

Wie weiter oben unter "Zentral versus dezentral (verteilt)" beschrieben, benötigen dezentrale Systeme ebenfalls Server zur gemeinsamen Kommunikation, nur befinden sich diese nicht (unbedingt) in Händen von Konzernen, sondern eher bei kleineren Anbietern. Für Messenger (Chat-Apps) wird meist das Protokoll XMPP (früher auch 'Jabber' genannt) verwendet. Auf diesen Servern wird zusätzlich zur App ein eigenes XMPP-Konto angelegt. Die Anlage eines XMPP-Kontos ist gratis und wird während der Installation einer XMPP-fähigen Messenger-App auf Wunsch meist gleich mit angelegt.

Conversations


Empfohlene XMPP-Server: jabber.ccc.de, jabber.org, jabber.de, jabber.at

Aber auch eine Messenger-App, die nicht über XMPP, sondern über Ihre bestehende E-Mail-Adresse arbeitet, stellen wir Ihnen hier vor.

  • Conversations
    Open-Source-Software aus Deutschland für Nachrichten mit sicherer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Benötigt ein Konto auf einem XMPP-Server. Verbindung über das Tor-Netzwerk (zusätzl. Anonymisierungs-Dienst) möglich.
    Download über F-Droid oder Google Play (empfohlen).
  • Delta Chat
    Delta Chat
    Open-Source-Software aus Deutschland, die Sie über Ihre E-Mail-Adresse chatten lässt, also mit der größten Reichweite der Welt, frei und unabhängig; keine Delta Chat-Server (nur Ihr E-Mail-Server), keine Mobiltelefonnummer und keine Kontakte, falls nicht gewünscht. Verschlüsselung nur zwischen zwei Delta Chat-Partnern, Nachrichten bleiben auf Ihrem E-Mail-Server, daher auch für geschäftliche Kommunikation geeignet.
    Download über F-Droid (empfohlen) oder Google Play.

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